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Wir haben uns in den vergangenen Blog-Beiträgen mit der Meta-Perspektive, der christlichen Sicht auf psychische und psychisch induzierte somatische Erkrankungen, beschäftigt.

Aus der Grundlage biblischer Maßstäbe ergeben sich deutliche Abweichungen bzw. Perspektivwechsel zur immanenten, wissenschaftlichen Sicht, was wir anhand der gängigen Verlaufsform von Depressionen veranschaulichen möchten:

Eine Depression kann meist erst bemerkt werden, wenn die Diagnoseschwelle unterschritten wird, also erste deutbare Symptome auftreten. Der Wunsch therapeutischer Begleitung wird meist erst spät geäußert, meist am/im Zenit der Negativ-Parabel (Tiefpunkt). Nach einigem Bemühen bemerkt man ein Anschlagen der Therapie, zu dem Zeitpunkt wurden bereits erste Fortschritte auf dem Weg zurück zur Wiederherstellung (Remission) gemacht. Es besteht die Gefahr von Rückfällen, auch nach der attestierten Genesung.

Aus wissenschaftlicher Sicht ist die Ursache einer Depression diffus, sie kann also nur mittels Ätiopathogenese (wissenschaftliches Erklärungsmodell für die Entstehung und Entwicklung von Krankheiten) und dem Abbilden von Risikofaktoren beschrieben werden:

„Depressionen umfassen kein homogenes Krankheitsbild. Erklärungshypothesen lassen sich vereinfacht biologischen und psychosozialen Modellvorstellungen zuordnen, wobei keiner dieser Ansätze bisher eine überzeugende Erklärung liefern konnte.“ (AWMF, Nationale Versorgungsleitlinie Unipolare Depression, 2022)

Unsere bisherigen Erfahrungen aus seelsorgerlichen Therapien zeigen uns, dass die Erkrankung als solche, wie auch der Krankheitsverlauf, bei Christen ein ähnliches Schema verfolgt und mit Hilfe von Bibelversen beschrieben werden kann.

Das folgende Schema zeigt (auf vier Aktionspunkte reduziert) die Verlaufsform, wie wir sie bei den meisten erkrankten Klienten feststellten bzw. wodurch wir sie begleitet haben.

Aus christlicher Sicht ist Depression keine einfach nur „negativ auf die Stimmung einwirkende Kraft“ und eine entstehende Alkoholabhängigkeit keine „dem Alkoholkonsum zugewandte Lebensführung“, auch wenn dies auf den ersten Blick so scheinen mag, wie wir es schon in dem Blog-Beitrag „Meta-Perspektive »Wirksame Kräfte«“ illustriert haben. Wir ergänzen die bereits angeführte Illustration mit einigen Aktionspunkten, auf die wir dann detailliert eingehen.

(1) Der unerwartete Wegelagerer

Die meisten Klienten konnten keinen konkreten Anlass ihrer depressiven Störung nennen, sie äußerte sich als plötzlich bestehende, sich ausbreitende dunkle Wolke im persönlichen Empfinden und in der Weltanschauung.

Ansatz: In den meisten Fällen war es fehlende Achtsamkeit (Besonnenheit), die davon ausging, dass sich keine Gefahren am Weg befinden. Wir möchten da auf folgenden Vers verweisen, bitte beachte dabei, dass dort ein „Wer“ statt eines „Was“ verwendet wird:

„Ihr lieft gut; wer hat euch aufgehalten“ (Galater 5:7)

Es mag außerhalb unserer Klientel Christen geben, die sich bewusst für einen falschen Weg entscheiden. Keiner der von uns betreuten, erkrankten Christen hatte sich für diesen schweren und schmerzhaften „Weg der Mühsal“ hinab in Depression oder z.B. Addiktion entschieden. Sie hatten nur nicht ernst genug genommen, dass sie „wer aufhalten könnte“ – ob nun als brüllender Löwe oder als verführende Gestalt eines Engel des Lichts.

(2) Der Tiefst- und Wendepunkt

Der zunehmende Einfluss Satans raubt dem Betroffenen immer mehr Freude und Perspektive, was der Depressive meist auf die Krankheit schiebt. Depression darf keinesfalls unterschätzt werden, sie hat aber keine Kraft in sich selbst.

Es ist ein konkretes, zielgerichtetes Wirken Satans, welcher Christen in vielfacher Form „deaktivieren“ möchten. Wie auch bei z.B. Alkoholabhängigkeit verwendet er dafür Gebundenheiten. Dazu möchten wir einen Bibelabschnitt zitieren, der durchaus auch Christen betreffen kann:

“Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern gegen alle milde sein, lehrfähig, duldsam, 25 der in Sanftmut die Widersacher zurechtweist, ob ihnen Gott nicht etwa Buße gebe zur Erkenntnis der Wahrheit; 26 und sie wieder nüchtern werden aus dem Fallstrick des Teufels, die von ihm gefangen sind, für seinen Willen.“ (2.Timotheus 2:24)

Oft wurde entgegnet, dass Christen frei sind und nicht mehr gebunden werden können; wir möchten aber auf die Warnung hinweisen, dass wir uns als Christen nicht erneut unter einem „Joch der Knechtschaft“ (Galater 5:1) halten lassen sollen. Christen können sich durch Abhängigkeiten und psychische Störungen binden lassen – womit Satan konkrete Ziele verfolgt.

In therapeutischen Gesprächen hat es sich bewährt, auf drei Bibelverse besonderen Wert zu legen:

„Gedenke nun, wovon du gefallen bist, und tu Buße und tu die ersten Werke; wenn aber nicht, so komme ich dir und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegrücken, wenn du nicht Buße tust.“ (Offenbarung 2:5)

Betroffene sind meist von dysfunktionalen Gedanken geleitet: z.B. absolute Wertlosigkeit bei Depression oder der Gedanke, nicht ohne Alkohol leben zu können. Es ist daher eine gute Hilfe, die rückblickend doch sehr attraktive Zeit vor der Erkrankung intensiv zu betrachten, damit der Klient Sehnsucht nach dem entwickelt, wovon er gefallen ist.

„Lasst los, und ihr werdet losgelassen werden.“ (Lukas 6:37)

Der eventuell schwache, aber kompromisslose Wille, zu diesem Leben zurückzukehren, muss im Klienten selbst entstehen. Sobald er sich innerlich zum Rückweg entschieden hat, helfen wir ihm nach Kräften auf dem Weg zurück.

„Ich erhebe meine Augen zu den Bergen: Woher wird meine Hilfe kommen? 2 Meine Hilfe kommt von dem HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.“ (Psalm 121:1-2)

Immer wieder kann es zu Entmutigungen kommen (im angeführten Schema die Schnittstellen zum Rückfall). Der verbleibende Rückweg mit den zu korrigierenden Denk- und Verhaltensmustern mag wie ein gewaltiger Berg vor uns allen stehen. Dennoch schauen wir im ruhigen Vertrauen zum Gipfel des Berges, von wo aus Gottes Hilfe kommt und weiter kommen wird.

(3) Wir erreichen das Tageslicht

Nach dem Aufstieg aus der z.B. dunklen, zähflüssigen Depression oder Abhängigkeit stehen wir nun wieder im strahlenden Sonnlicht.

„Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, nachdem ihr eine kurze Zeit gelitten habt, er selbst wird euch vollkommen machen, befestigen, kräftigen, gründen.“ (1.Petrus 5:10)

Zu diesem Zeitpunkt bemühen wir uns um einen tiefgehenden Austausch, wie ein möglichst resilienter Lebensstil entwickelt werden kann. Mit ganz neuer Klarheit erfassen die meisten Klienten, wer sie damals aufgehalten hatte (der „große Drache“, die „alte Schlange“), was dies deutlich erleichtert. Besonderen Wert hat der Satzteil „er selbst wird Euch…“ – wir müssen nur als Werkzeuge bereit stehen, wenn Gott uns dafür einsetzen möchte!

(4) Der neue Lebensstil

Wir finden in der Bibel viele wertvolle Anleitungen, wie wir Gefahren umgehen und Versuchungen überwinden können, oft durch „lasse dies … tu das“:

„Und berauscht euch nicht mit Wein, in dem Ausschweifung ist, sondern werdet mit dem Geist erfüllt, 19 redend zueinander in Psalmen und Lobliedern und geistlichen Liedern, singend und spielend dem Herrn in eurem Herzen, 20 danksagend allezeit für alles dem Gott und Vater im Namen unseres Herrn Jesus Christus“ (Epheser 5:18-20)

Das Ausleben der wahren, dankbaren, glücklichen Identität sollte das Lebensziel jedes wiederhergestellten Christen sein. In manchen Fällen wird es zunächst um ein Verfestigen der Wiederherstellung gehen, Dankbarkeit und Lob sind aber wesentliche Bausteine einer rückfallvorbeugenden Lebenshaltung (Rezidivprophylaxe).

Fazit

All das beginnt meist mit einer Phase oder einem Moment der Unachtsamkeit. Es ist wirklich ein weiser, liebevoller Rat Gottes, dass wir unser Leben nüchtern (besonnen, achtsam) und wachsam leben sollen (1.Petrus 5:8).

Oliver Attendorn

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